Ringelrobbe (Pusa hispida)

Einteilung

Ringelrobben sind Raubtiere (Carnivora) aus der Familie der Hundsrobben (Phocaidae) und somit nah verwandt mit dem Seehund und der Kegelrobbe, welche zur selben Familie gehören.

Systematik

Ordnung

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Raubtiere (Carnivora)

Unterordnung
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Robben (Pinnipedia)

Familie
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Hundsrobben (Phocaidae)

Gattung
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Pusa

Art
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Ringelrobbe (Pusa hispida)

 

Charakteristische Merkmale / Größe, Gewicht, Geschlechtsunterschiede und Alter

Die Ostsee-Ringelrobbe (Pusa hispida botnica) ist die kleinste in der Ostsee vorkommende Robbenart. Die Tiere werden maximal 140 cm groß, können aber trotzdem bis zu 100 kg wiegen. Männchen sind dabei im Schnitt größer als die Weibchen. Sie zeichnen sich besonders durch ihre Fellzeichnung aus, welche aus hellgrauen Kringeln im dunklen Fell bestehen. Diese Kringel bzw. Ringel sind namensgebend für die Art. Sie können über 40 Jahre alt werden.

Verbreitung

Die kälteliebenden Ringelrobben bevorzugen die polaren und subpolaren Regionen der Nordhalbkugel. Sie sind die häufigsten Robben des Nordpolarmeers, wo sie viel Treib- und Packeis zur Verfügung haben. Die Ostsee Ringelrobben sind überwiegend an den Küsten Schwedens, Finnlands und Estlands zu finden. Ringelrobben gehen im Vergleich zu anderen Robben selten an Land sondern verbringen ihr Leben schwimmend. Als Ruheflächen nutzen sie ausgedehnete Eisflächen. Dies unterscheidet sie stark von den nahe verwandten Seehunden, welche lieber auf Felsen, als auf Eis liegen.

Nahrung

Als Nahrungsopportunist  jagen Ringelrobben mit Vorliebe mittelgroße Fische und Krebse. Als ausdauernde Taucher können RIngelrobben für die jagd bis zu 45 Minuten unter Wasser bleiben. Dazu nutzen Ringelrobben ihre empfindsamen Vibrissen (Tasthaare im Schnauzen- und Gesichtsbereich) um Beute bei schlechten Sichtbedingungen aufzuspüren.

Fortpflanzung und Entwicklung

Ringelrobben paaren sich kurz bevor ihr aktuelles Junges selbstständig wird. Anschließend folgt eine ca. 4-monatige Keimruhe um die Geburt in den günstigen Monaten Februar und März zu haben.

Für die Geburt begeben sich trächtige Ringelrobbenweibchen auf Eisflächen mit ausreichend Schnee um eine Höhle daraus zu bauen, in der sie das Junge - geschützt vor Wetter und Feinden - zur Welt bringen können. Ringelrobben haben große Schwierigkeiten damit, ihre Jungen auf dem Land zur Welt zu bringen und ihre Jungen haben ohne eine entsprechende Schneehöhle eine geringe Überlebenschance. Dies ist ein Grund weshalb es für diese Robbenart vor allem in der Ostsee immer schwieriger wird Nachwuchs zu bekommen. Der Klimawandel sorgt für immer weniger Eis im baltischen Winter und nimmt so vielen Ringelrobben die Möglichkeit ihre Jungen ausreichend zu schützen.

Verhalten

Als durchaus in sehr nördlichen Breitengraden heimische Robbenart, ist die Ringelrobbe mit kräftigen Krallen an ihren Vorderflossen gut an das Leben im Eis angepasst. Mithilfe dieser naturgegebenen Werkzeuge kann sie sich große Eislöcher offenhalten um zwischen Tauchgängen Luft zu holen oder überhaupt ins Wasser zu kommen. Sie kann sie auch gut beim Bau ihrer, für die Geburt notwendigen, Schneehöhlen verwenden.

Gefahren

Der Klimawandel führt zu einer deutlichen Verringerung der benötigten Eisflächen - eine reelle und nicht zu unterschätzenden Gefahr für alle Ringelrobben. Durch ihr häufiges Vorkommen in weit nördlichen Gebieten haben Ringelrobben mehr Fressfeinde, als ihre Verwandten Kegelrobbe und Seehund. Eisbären und Polarfüchse spüren die Höhlen der Ringelrobben auf. Die jungen Ringelrobben sind in diesen Höhlen wehrlos und leichte Beute.

In der Ostsee sind die Bestände nicht nur durch den reduzierten Lebensraum, sondern auch in Folge der Robbenjagten in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts und den langandauernden Schadstoffeintrag geschwächt. Aktuell wird der gesamte Ostseebestand an Ringelrobben auf 7000 - 10000 Tiere geschätzt.

Wussten Sie schon, dass Ringelrobben…

  • …bzw. die Robbengattung „Pusa“ ehemals als Untergattung der Echten Hundsrobben (Phoca) galt?

  • …den Eingang ihrer Geburtshöhlen unter Wasser anlegen, um geschützt vor Predatoren zu sein?

  • …als einzige baltische Robbenart fast nie in deutschen Gewässern zu sehen sind?

  • …obwohl sie gelegentlich auch größere Gruppen bilden, im Allgemeinen eher Einzelgänger sind?