Lederschildkröte „Marlene“ im MEERESMUSEUM
Vor 60 Jahren wurde in der Prohner Wiek, nahe Stralsund, von Fischern eine Lederschildkröte entdeckt. Auf ihrer Wanderung aus tropischen und subtropischen Meeren verschwamm sie sich in der Ostsee.
Über einen Fund informiert, machte sich der damalige Direktor Dr. Sonnfried Streicher auf den Weg. Ohne zu wissen, um welches Tier es sich handelte, fuhr er – nur mit einem Rucksack augestattet – auf den Dänholm.
Fakten zum Tier:
- Gewicht: 450 Kilogramm
- Größe: über zwei Meter lang
Zunächst gelangte die Lederschildkröte in den Rostocker Zoo, wo sie jedoch nach wenigen Tagen verstarb. Das Bezirksnaturkundemuseum Stralsund untersuchte das Tier, fertigte einen Abguss und daraus ein aufwendiges Präparat an. Dieses Exponat trug zur Umstrukturierung des damaligen Bezirksnaturkundemuseums in das Meerskundliche Museum Stralsund bei und ist heute eines der beliebtesten Objekte im MEERESMUSEUM.
60 Jahre „Marlene“: Aktionen im Überblick
20. & 24. Oktober | Familienführung: „Meeresschildkröten – gepanzerte Riesen“
Von den sieben Arten der Meeresschildkröten nehmen die Lederschildkröten eine besondere Stellung ein und rücken in den Fokus der 45-minütigen Führung.
20. Oktober | Kommentierte Fütterung der Meeresschildkröten
Was steht auf dem Speiseplan der Meeresschildkröten? Antworten darauf gibt es bei der kommentierten Fütterung im MEERESMUSEUM.
20. Oktober | Aktionsstand im MEERESMUSEUM
Vom Land ins Meer: Einblicke in die Entwicklung der heutigen Meeresschildkröten.
Ort: Auf der oberen Ebene des Schildkrötenaquariums
29. Oktober | Ein Abend für „Marlene“
Zeitreise in die Museumsgeschichte: Film, Vortrag und Austausch
Ort: Auf der oberen Ebene des Schildkrötenaquariums
Was steckt hinter dem Namen „Marlene“?
Zur Ankündigung einer Ausstellung veröffentlichte die Zeitung „BZ am Abend“ eine Zeichnung mit dem Titel „Pst, sie kommt nach Berlin!“ – Leser:innen rätselten, um welche Person es sich handeln könnte.
Tag für Tag nahm die Zeichnung Form an und gab mit jedem Strich einen weiteren Hinweis auf die Berühmtheit. Die Antwort der Leser:innen lautete vielfach „Marlene“ – denn die Schauspielerin Marlene Dietrich war gleichzeitig im Westteil der Stadt erwartet worden.
Und dann die Aufösung: das Exponat der Lederschildkröte aus dem MEERESMUSEUM war in Berlin eingetroffen. Es lag nun nahe, auch dieses „Marlene“ zu nennen.
Bronze für „Marlene“
Während der Modernisierung des MEERESMUSEUMs kam ein Bronzeabguss von „Marlene” im Eingangsbereich hinzu. Im vielbesuchten Museum wird dem Modell einiges abverlangt. Deshalb fiel für dieses Exponat zum Anfassen die Entscheidung auf Bronze, robustes und strapazierfähiges Material.
Kunstgießer Wolfgang Gregor nahm im Dezember 2019 in der Ausstellung des MEERESMUSEUMs Silikonabdrücke von dem 2,15 Meter langen Modell. Auf dieser Basis fertigte er im Wachsausschmelzverfahren Gussformen der einzelnen Körperteile.
Der Bronzeguss ist schwere körperliche Arbeit, für die viel Erfahrung benötigt wird. Wolfgang Gregor arbeitet allein in seiner Werkstatt im brandenburgischen Landin und beherrscht auch die Kunst, sein Schaffen anschaulich zu vermitteln: Während eines Werkstattbesuchs im Oktober 2020 präsentierte er den in Bronze gegossenen Kopf, die Flossen und einzelne Teile des Panzers der Lederschildkröte.
Einblicke in das Kunsthandwerk
Beim exklusiven Schaugießen einer Tuchspange in Bronze zeigte der Künstler die traditionellen Arbeitsschritte seines Handwerks. Bis zum Herbst 2022 wurden alle Körperteile der Lederschildkröte gegossen, miteinander verschweißt und ziseliert sein. Die Skulptur wird von innen verstärkt und erhält eine Halterung aus Edelstahl.