Die Langzeitwirkung sogenannter Porpoise Alerts (PALs) zum Schutz von Schweinswalen in der Ostsee haben Forschende aus Deutschland, Dänemark und Schweden unter Federführung des Deutschen Meeresmuseums in einem gemeinsamen Projekt untersucht. Kooperationspartner waren das Thünen-Institut für Ostseefischerei, die Universität Aarhus, das Naturhistoriska Riksmuseet in Stockholm und das Ostsee Info-Center Eckenförde.
PALs sind spezielle Warngeräte, die die Beifänge von Schweinswalen (Phocoena phocoena) in Stellnetzen reduzieren. Das haben Untersuchungen des Thünen-Instituts für Ostseefischerei gezeigt. Seit 2017 werden die PALs von vielen Fischern in Schleswig-Holstein auf freiwilliger Basis an ihren Netzen angebracht. Es war jedoch unklar, ob die Wirkung der PALs auch über lange Zeiträume hinweg anhält oder ob sie womöglich nachlässt, weil sich die Schweinswale an die Warnsignale gewöhnen. In der von Oktober 2021 bis Juni 2025 durchgeführten Studie wurde nun deutlich, dass Schweinswale je nach Region unterschiedlich auf die PALs reagieren.
Für die Untersuchung wurden mehrere Feldversuche sowohl in der deutschen als auch in der dänischen Ostsee organisiert und durchgeführt. Dabei kombinierten die Forschenden verschiedene Messmethoden. So entstand mithilfe von Drohnen, akustischen Unterwasseraufnahmen und klassischer Vermessungstechnik wie Theodoliten ein umfangreiches Bild über das Verhalten der Schweinswale in der Nähe von Netzen, die teils mit und teils ohne PALs ausgestattet waren. Bei den Feldversuchen in Dänemark kamen PALs erstmalig zum Einsatz, während sie in deutschen Gewässern bereits seit 2017 genutzt werden.
„Unsere umfangreiche Datenauswertung hat ergeben, dass die Schweinswale in Dänemark ihr Echoortungsverhalten verändern und mehr Klick-Geräusche aussenden, wenn sie PAL-Signale wahrnehmen. Dadurch steigt die Möglichkeit der Tiere, die Netze rechtzeitig zu lokalisieren“, sagt Tim Taugnitz aus dem Projektteam des Deutschen Meeresmuseums. Die Drohnenaufnahmen zeigten zudem, dass einige Tiere über das Netz hinweg schwammen. „In Deutschland konnte der Effekt auf das akustische Verhalten der Schweinswale hingegen nicht nachgewiesen werden. Stattdessen schienen die Tiere die direkte Nähe der mit PALs ausgestatteten Netze zu meiden“, so Taugnitz. Das Forschungsteam vermutet, dass sich die Tiere in Deutschland bereits an das seit einigen Jahren eingesetzte akustische Warnsystem gewöhnt haben und daher anders darauf reagieren.
Schweinswale nehmen Fischernetze nicht wahr
Die häufigste Todesursache von Schweinswalen in der Ostsee ist ungewollter Beifang in Stellnetzen der Fischerei. Diese Netze sind so fein, dass Schweinswale, die sich mittels Echoortung orientieren, sie nicht erkennen können. Die künstlichen, von PALs ausgesendeten Signale ähneln einer natürlichen, aggressiven Klicksequenz und sollen die Schweinswale auf eine mögliche Gefahr aufmerksam machen. „Mit PALs ausgestattete Fischereinetze werden damit für die Schweinswale wahrnehmbar“, sagt Prof. Judith Denkinger, Projektleiterin und Kuratorin für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum.
Im Dezember 2013 wurden in Schleswig-Holstein erstmals freiwillige Maßnahmen zur Reduzierung von Schweinswal-Beifängen eingeführt. Seit 2017 erhalten Fischer, die ihre Netze mit PALs ausrüsten möchten, die Geräte kostenfrei über das Ostsee Info-Center Eckernförde. „Die Fischer aus Eckernförde, die mit uns zusammenarbeiten, haben fast keine Beifänge mehr, seit sie PALs einsetzen“, sagt Denkinger.
Im Ergebnis des interdisziplinären Projektes hat sich gezeigt, dass nachhaltige Fischereimethoden wirksam sind und Schweinswalbeifänge gezielt reduziert werden können.
Das Projekt PAL-CE wurde mit 900 000 Euro vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.