(Stralsund, 17.06.2025) In Quellen aus dem 19. Jahrhundert finden sich Hinweise auf das Hai-Präparat und seine Herkunft. Demnach wurde der inzwischen als Heringshai identifizierte Fisch bei einer großen Sturmflut am 20. November 1670 bis in die Stadt gespült und gefangen. Heringshaie leben hauptsächlich in der Nordsee, im Nordwest-, Nordost- und Südatlantik sowie im Mittelmeer und im Südpazifik. Sie gelangen jedoch gelegentlich auch in die Ostsee. Man geht davon aus, dass das Auffinden des Hais „auf der Straße“ als eine Art Wunderzeichen angesehen und deshalb als solches einerseits zum Gedenken an die Sturmflut, andererseits aber auch als „Zeichen an sich“ in die Kirche gehängt wurde. Wann genau das Präparat installiert wurde, ist nach heutigem Wissensstand unklar. Derartige Präsentationen von Wundersachen in Rathäusern und Kirchen waren jedoch nichts Ungewöhnliches. Auffällig ist das Aussehen des Hai-Präparats aus St. Nikolai. Das vordere Körperteil ist aufgerichtet, das Maul aufgerissen, sodass das Gebiss sichtbar wird. Diese „Körperhaltung“ kann während des Trocknungsprozesses entstanden sein.
Für Lena Müller, Leiterin der Präparation am Deutschen Meeresmuseum, ist der Hai ein durchaus ungewöhnliches Objekt: „Der Hai sieht tatsächlich teilweise aus, als wäre er aus Holz. Der Hai wurde nur ausgenommen und offensichtlich nicht abgezogen, wie man es heute machen würde. Ob er zur Präparation mit Arsen behandelt oder nur wie der norwegische Stockfisch gesalzen und getrocknet wurde, ist eine spannende Frage.“ Die Präparatorin lässt derzeit eine Probe untersuchen, die Antworten geben soll. „Meine Arbeit konzentrierte sich darauf, das Objekt zu erhalten und in seinem Erscheinungsbild möglichst nicht zu verändern. Ich habe es behutsam gereinigt und das komplette Präparat mit Fischleim behandelt. Somit ist die gesamte Oberfläche stabilisiert – vor allem die losen bzw. beschädigten Teile. Fischleim ist dem Material des Hais am ähnlichsten. Künstlicher Lack hätte ihn verfälscht“, erklärt sie weiter. Auch die Metallhalterung bearbeitete Lena Müller so, dass sie nicht weiter rostet. Nun können Besucher*innen von St. Nikolai den Hai noch viele Jahre in der Kirche sehen. Seit 17. Juni hängt er wieder an seinem Platz.