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KEIN LÄRM MEER

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Lärmverschmutzung ist eine ernstzunehmende Gefahr für die Meere. Mit seinem neuen Sonderthema stellt das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund umfassend Ursachen und Folgen der Problematik vor.

In den Weltmeeren ist es alles andere als still. Viele Meerestiere nutzen Geräusche zur Nahrungs- und Partnersuche, Orientierung, Kommunikation oder zum Schutz vor Feinden. Die von Schallwellen übertragenen Geräusche sind für Wale, Delfine, Fische und sogar Krebse lebenswichtig. Doch Meerestiere werden immer häufiger durch vom Menschen verursachten Lärm bedrängt und verletzt. Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund bearbeitet diese Problematik ab sofort an seinem Standort OZEANEUM und veranschaulicht damit, wie der zunehmende, künstliche Geräuschpegel den Lebensraum der Meerestiere bedroht und zerstört.

Gleich im Foyer beeindruckt ein frei hängendes, originalgroßes Modell eines weiblichen Schwertwals die Besucher des OZEANEUMs. So wie die Tattoos der Maori in Polynesien von den wichtigsten Ereignissen im Leben des tätowierten Menschen erzählen, veranschaulicht der Wal den menschengemachten Lärm. Wie vielseitig die Auswirkungen und betroffenen Tiere sind, wird an neuen Stationen in der Ausstellung Weltmeer vorgestellt. So erzeugen beispielsweise Schiffsschrauben von Fracht- und Kreuzfahrtschiffen Störgeräusche, die die Laute der Meerestiere übertönen. Echolote kommen auf jedem Freizeitboot zum Einsatz und spezielle Sonare werden vom Militär zur Ortung von Unterwasserbooten benutzt. Die lautesteten Meereslärmquellen sind Sprengungen und der Gebrauch von Druckluftkanonen, die zum Beispiel bei der Suche nach Öl und Gas eingesetzt werden.

Um einen Eindruck der Unterwasser-Akustik zu erhalten, präsentiert eine Sound-Dusche den Besuchern Geräusche aus der Antarktis, die vor Ort an der PALAOA-Station aufgezeichnet wurden. Unterwasser-Mikrofone des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven zeichnen im Weddellmeer kontinuierlich Geräusche auf – von Walgesängen über Eisberg-Kollisionen bis hin zu Kreuzfahrtschiffen. Wandelemente, Vitrinen und ein Film zeigen auf, dass nahezu alle Meerestiere von Unterwasserlärm betroffen sind. Anschließend geht es auf eine weitere Geräusche-Exkursion. Raue See, prasselnde Regentropfen, pupsende Heringe oder Knallgeräusche von Krebsen prägen die natürliche Bandbreite an Tönen im Meer. Doch der ungeheure Lärm von Rammarbeiten für Windparks, Bohrinseln oder Hafenanlagen ist noch in vielen Kilometern Entfernung zu hören. Viele Tage und Nächte lang.

„Mit ‚KEIN LÄRM MEER’ wollen wir die Öffentlichkeit über die Lärmverschmutzung informieren. Anders als beim Plastikmüll, der überall zu sehen ist, wird Lärm noch nicht als Problem wahrgenommen. Wir möchten die Gesellschaft dafür sensibilisieren und dazu anregen, auch in dieser Hinsicht aufmerksamer zu leben“, sagt der Direktor des Deutschen Meeresmuseums Dr. Harald Benke.

Die Folgen der Lärmverschmutzung sind verheerend. So erzeugt sie zum Beispiel Stress und Organschäden bei Meerestieren und das Verlassen angestammter Lebensräume. Bei Schnabelwalen und Delfinen erzwingen sie ein zu schnelles Auftauchen – mit tödlichen Folgen. Geräuscharme Meeresgebiete gibt es heute kaum noch und die Ausweichmöglichkeiten schrumpfen weiter. Die Folgen sind auch für uns Menschen schon spürbar, zum Beispiel, wenn Wale stranden oder die Fangerfolge der Fischerei sinken.

Das Forschungsprojekt „Hearing in Penguins“ nimmt einen besonderen Stellenwert bei „KEIN LÄRM MEER“ ein. Dabei wird das Hörvermögen von Pinguinen im OZEANEUM und in Partnereinrichtungen über und unter Wasser untersucht. Ziel ist es, die Auswirkungen von künstlichem Schall unter Wasser zu erforschen. Das Projekt wird vom Umweltbundesamt mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit finanziert.

„Wasser überträgt Geräusche viel besser als Luft“, gibt Dr. Michael Dähne, Bioakustiker und Projektleiter von „Hearing in Penguins“ zu bedenken. „Die Folgen von Unterwasserlärm sind deshalb weitreichend und dramatisch. Wir müssen jetzt aktiv werden, um die Meere nicht noch weiter und langfristiger zu schädigen.“ Die Verschmutzung der Meere durch Lärm stellt eine wachsende Bedrohung dar. In den letzten 60 Jahren hat sich der Lärmpegel in einigen Gebieten pro Jahrzehnt verdoppelt. Um einen weiteren Anstieg zu verhindern und somit die Gefahr für die Meeresfauna zu verringern, sind Alternativen nötig, die global unterstützt werden müssen.

„KEIN LÄRM MEER“ wird auch die Agenda des Museums im kommenden Jahr begleiten.

Weitere Informationen unter deutsches-meeresmuseum.de/kein-laerm-meer

Text: Deutsches Meeresmuseum