Sammlungen des Deutschen Meeresmuseums im Standort NAUTINEUM

Vorpommersche Küsten- und Zeesenfischerei

Ein historischer Fischerschuppen, originale Fanggeräte und Kleinkutter als Zeitzeugnisse der Welt der vorpommerschen Küstenfischer.

Die Türen stehen offen, es riecht nach Teer und Ölzeug, nur kurz sind die Fischer draußen, Pausenbrot und Tageszeitung warten auf die Rückkehr. Die festgehaltene Momentaufnahme einer traditionellen Fischerhütte stammt aus den 80er Jahren, mit Zeitungen, politischer Lektüre, Bier und „Köm“ aus dieser Zeit und mit mehr als hundert Jahre alten Fischerwerkzeugen. 2002 konnte die gesamte Einrichtung in Glowe vor dem üblichen „Verbrennen“ gerettet werden und stellt nun als ein einzigartiges Zeitzeugnis die Arbeitswelt und den Alltag der vorpommerschen Küstenfischer dar.

Der Kleinkutter FRE 71 „Stör“ entspricht dem Typ jener aus Holz gebauten Kleinkutter, die seit vielen Jahrzehnten die wichtigsten Fangfahrzeuge für die „stille“ Küstenfischerei sind. Mit solchen Kleinkuttern, heute zunehmend aus Kunststoff werden die Fanggeräte ausgelegt, abgefischt oder eingeholt. Die hier im NAUTINEUM bewahrten Kleinkutter kamen in den Bodden und vor der Außenküste zum Einsatz. Die „Stör“ lag früher am Bollwerk des kleinen Fischerhafens von Freest bei Wolgast.

Die ungewöhnliche Form der weitgehend aus Holz errichteten Bootshalle ist in ihrer Konstruktion an skandinavische Vorbilder angelehnt und wurde mit seinen beiden Aufbauten so errichtet, um neben vielen Fischerbooten drei Boote mit Mast und Segeln zu präsentieren. Im NAUTINEUM werden neben 14 traditionellen Arbeitsbooten der vorpommerschen Küstenfischer zahlreiche Fanggeräte und Zubehör bewahrt. Bei den Booten handelt es sich um sehr wertvolle, z. T. mehr als 100 Jahre alte Fahrzeuge.

Die braunen Segel der traditionellen Zeesboote sind stets ein attraktiver Blickfang, wenn man sie auf dem Strelasund oder den Boddengewässern entdeckt. Mit dem flachen, breiten Bootskörper, dem rund zwölf Meter hohen Mast und bis zu 80 Quadratmeter Segelfläche waren Zeesboote optimal geeignet für die Schleppnetzfischerei unter Segel und ohne Motor. Trotz ihres massigen Aussehens sind diese Boote unerwartet schnell und kraftvoll. Die Schleppnetze konnten so in seitlicher Drift gezogen und eingeholt werden. Harte Arbeit für die nur zwei Mann starke Besatzung.

Friedlich und arbeitsam wirkt die MARGARETE an ihrem letzten Ruheplatz im NAUTINEUM. Der Großkutter war für die Grundschleppnetzfischerei ausgerüstet und wurde von einem 50 PS 2-Zylinder-Motor der Firma Krupp angetrieben. Die mehrtägigen Fangreisen führten hauptsächlich in die südliche Ostsee in die Gewässer um Bornholm. Das war aber nicht immer so. Drei Jahre lang, bis 1943 stand das Schiff aus Vorpommern mit einem leichten Maschinengewehr bewaffnet im Dienste der Deutschen Wehrmacht. Danach aber bis 1990 war die MARGARETE durchweg in der Fischerei tätig, insgesamt 52 Jahre.

Wie die Hochzeiten des Walfangs und die deutsche Beteiligung dabei ausgesehen haben, wird in der Sammlung des NAUTINEUMS durch originale Exponate und einen alten Filmstreifen von 1935 bewahrt. Eher nachdenklich stimmen die Bilder, die die schwere und blutige Arbeit der Walfänger zeigen. Was aus heutiger Sicht so gar nicht passen will, ist der heroische und glorifizierende Ton der zeitgenössischen Kommentare(1937). Damals war man sich der existenziellen Folgen für viele Walarten noch nicht bewusst. Heute ist Walfang bis auf wenige Ausnahmen längst weltweit verpönt und geächtet.

Meeresforschung

Exponate zur Messung von Strömungsgeschwindigkeiten, ozeanografische Systeme, Bilder vom Meeresboden und das Tauchen im Meer gehören zu diesem Sammlungsteil.

In einer ehemaligen Montagehalle mit ca. 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche findet sich eine Sammlung zur Entwicklung der Deutschen Meeresforschungstechnik. Geräte, die der Gewinnung von Proben vom Meeresboden dienen, Tauchtechnik von 1800 bis zur Gegenwart und unbemannte und bemannte Unterwasserbeobachtungsgeräte bilden hier das Hauptaugenmerk.

Nicht wenige Menschen verspüren beim Anblick der Tauchstation BAH-I womöglich das Kribbeln von Unterwasser-Abenteuer und Pioniergeist. Sie liegen damit gar nicht so falsch, denn als die Station 1968 von der Firma Babcock in den Dienst gestellt wurde, war die Tauchtiefe von 20 Metern in der Tat noch ein Wagnis und ein Schritt in oft unbekanntes Neuland. Die BAH-I als erste deutsche Unterwasserstation sammelte quasi nützliche Erfahrungen für das wesentlich größere Unterwasserlabor HELGOLAND, das sich auf dem Gelände NAUTINEUMs gleich nebenan befindet.    

Technische Daten: Länge ca. 6,00 m; Breite ca. 4,00 m; Höhe ca. 4,80 m; Gewicht ca. 20 t

Im Freigelände der weitläufigen Anlage steht das Unterwasserlabor (UWL) HELGOLAND. Es diente in den 1980er Jahren Forschungsarbeiten im Meer und gilt bis heute als herausragende technische Pionierleistung deutscher Ingenieurkunst. Mit einer Länge von 14 Metern und einem Durchmesser der Wohn- und Arbeitsröhre von 2,5 Metern sollte die Tauchstation den Forschern - damals Aquanauten genannt - einen mehrwöchigen Aufenthalt unter Wasser bei einer gewissen Lebensqualität ermöglichen. Es gab fließend warmes und kaltes Süßwasser, Dusche, Radio, Kühlschrank, eine moderne Küche, ein hoch technisiertes WC, Klimaanlage und große, bequeme Kojen. Möglich wurde die Versorgung mit Strom und Luft durch eine schwimmende Versorgungstonne oberhalb der HELGOLAND, die ähnliche Ausmaße wie das UWL selbst hatte.

Seit 2012 ist das Tauchboot Shark Observer Vehicle (SOVI) als Dauerleihgabe der internationalen Organisation SHARKPROJECT e. V.  in der Halle für Meeresforschungstechnik. Zuvor – zwischen 2006 und 2007 – beobachteten und filmten Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit SHARKPROJECT vor Südafrika das Verhalten von Weißen Haien, um mit ihrem Datenmaterial eine Grundlage zum Schutz des Weißen Haies zu schaffen.  

Technische Daten: Länge ca. 4,30 m; Höhe ca. 1,55 m; Gewicht ca. 700 kg  

 

So standhaft und aufrecht, wie der Telemetriemast im NAUTNEUM steht, dürfte sich die Beobachtungsstation an ihrem ursprünglichen Standort inmitten hoher Wellen der Ostsee selten gezeigt haben. Von Wissenschaftlern der Uni Rostock für eine Langzeitbeobachtung unter Wasser konstruiert, sollte der 15 Meter hohe Mast an der Küste vor dem Ostseebad Nienhagen allen widrigen Bedingungen gewachsen sein. Ein schwergewichtiges Fußgelenk, heute vor dem Mast liegend, ermöglichte eine flexible Reaktion auf Wellen, Sturm und Eisgang, wobei Mast und Plattform nicht selten in extreme Schieflage gerieten. Und das ganz bewusst, um sie vor irreparablen Schäden zu schützen.

Seewasserstraßen

Dieser Sammlungsteil beinhaltet im Original erhaltene, schwimmende Seefahrtszeichen. Die Zeichen haben verschiedene Bedeutungen und dienen zur Kennzeichnung und Markierung.

Die auf dem Freigelände auf Resten einer Gleisanlage stehende Tonnenbahn vermittelt einen Eindruck vom Alten Tonnenhof des Seehydrographischen Dienstes (SHD) Stralsund. Die Tonnenbahn ist die E-Lok einer Grubenbahn mit Hänger und beladen mit historischen Fahrwassertonnen. Hier wurden von 1952 bis 1998 alle schwimmenden Schifffahrtszeichen des Reviers ausgerüstet und instand gesetzt.

In Küstennähe regeln Seezeichen den dichter werdenden Verkehr auf den Meeren. Je näher das Festland kommt, finden Schiffe allgemein bekannte, schwimmende Schifffahrtszeichen vor, die ihnen unmissverständlich das Fahrwasser in den Zielhafen anzeigen. Zuerst signalisiert eine Ansteuerungstonne den Beginn des ausgewiesenen Fahrwassers, dann folgt die Betonnung zur eindeutigen Orientierung. Die linke Fahrwasserseite, also backbord, zeigt rote Tonnen mit geraden Zahlen und einem Zylinder als Toppzeichen. Die grünen Tonnen stehen für steuerbord, die rechte Fahrwasserseite, sind mit ungeraden Zahlen beschriftet und haben als Tonnenform eine Spitztonne.