Ehemalige Museumsdirektoren

Die Entstehung des Deutschen Meeresmuseums Stralsund liegt über 70 Jahre zurück. 1951 zog ein kleines Natur-Museum in Räume des ehemaligen Dominikanerklosters St. Katharinen in Stralsund. Schon bald spezialisierte es sich zum meereskundlichen Ausstellungshaus und entwickelte sich zum meistbesuchten Museum der DDR. Mit Wanderausstellungen erlangte es in Dänemark und der damaligen BRD Bekanntheit über die Landesgrenzen hinaus. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erhielt das Museum mit dem Eintrag in das Blaubuch für national bedeutsame Kultureinrichtungen in den neuen Bundesländern einen zukunftsweisenden Status und wurde in die Stiftung Deutsches Meeresmuseum überführt. Mittlerweile umfasst die Stiftung vier Ausstellungshäuser, das Stammhaus MEERESMUSEUM und das OZEANEUM im Herzen Stralsunds, das NAUTINEUM auf der Insel Dänholm und das NATUREUM am Darßer Ort. 

 

Der in Stralsund geborene Pädagoge und Biologe Prof. Dr. Otto Dibbelt (1881-1956) begann ab 1925 als Leiter eines Heimatkundemuseums in Kolberg eine umfangreiche kulturhistorische und naturkundliche Sammlung aufzubauen, die er mit Hilfe seines Privatvermögens und seiner Vernetzung auf dem Kunstmarkt stetig erweiterte. Es war Dibbelts Jugendtraum, in seiner Vaterstadt Stralsund ein naturwissenschaftliches Museum aufzubauen. So erwarb er schon 1925 für den Kolberger Naturwissenschaftlichen Verein das Skelett eines im August 1899 am östlichsten Mündungsarm der Oder bei Dievenow tot angetriebenen Finnwals. Nach der Museumsgründung wurde der Wal dann in der Katharinenhalle aufgestellt. Dibbelt hielt daran Vorlesungen über diese Giganten der Meere ab. In den ersten Nachkriegsjahren, ab 1947, nutzte Dibbelt jede weitere Möglichkeit, Sammlungsgut in Stralsund zu konzentrieren. Im Jahre 1951 gründete Dibbelt dann ein Naturkundemuseum in Stralsund. Das heutige MEERESMUSEUM in Stralsunds Altstadt hat seit 1951 sein Domizil im ehemaligen Dominikanerkloster St. Katharinen. Es ist der älteste Standort der Stiftung Deutsches Meeresmuseum. 

Informationen zur Sammlung Dibbelt

Nach dem Tod von Otto Dibbelt übernahm Sonnfried Streicher im Jahr 1956 die Position als Museumsdirektor. Direkt zu Beginn seiner Amtszeit nutzte Streicher die Möglichkeit das Museum umzugestalten. Mit dem Fund der Lederschildkröte Marlene eröffneten 1965 die ersten meeresbiologischen Ausstellungen und das Museum erhielt eine neue Ausrichtung. Im darauffolgenden Jahr wurde es offiziell als „Meereskundliches Museum Stralsund“ benannt. Ab 1974 hieß es dann „Museum für Meereskunde und Fischerei der DDR“. In den folgenden Jahrzehnten prägte Sonnfried Streicher die Arbeit des Museums mit verschiedenen Forschungs- und Sammelreisen. Das Ausstellungshaus entwickelte sich in den 1980er Jahren zum meistbesuchten Museum der DDR bzw. nach 1990 Norddeutschlands. 

Im Jahr 1995 übernahm Dr. Harald Benke den Direktorenposten der Stiftung Deutsches Meeresmuseum. Der leidenschaftliche Walforscher entwickelte die wissenschaftliche Arbeit und die Ausstellungen des Deutschen Meeresmuseums maßgeblich weiter. In seiner Amtszeit bis zum Jahr 2021 öffneten das NAUTINEUM sowie das OZEANEUM. Letzteres erhielt im Jahr 2010 die Auszeichnung als Europas Museum des Jahres.

Dr. Harald Benke engagierte sich deutschlandweit und international in zahlreichen Fachkreisen und Verbänden und steht mit dem Deutschen Meeresmuseum auch im Ruhestand weiterhin als assoziierter Wissenschaftler in enger Verbindung.
 

Weitere Informationen zu Dr. Harald Benke


Nachruf Dr. Sonnfried Streicher (1929-2022)

Nach einem langen und erfüllten Leben verstarb am 10. Juni 2022 Dr. Sonnfried Streicher, von 1956 bis 1995 Direktor des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund, in seinem Wohnort Negast. Der angesehene Meeresbiologe und Museumsmann wurde 92 Jahre alt.

1929 im sächsischen Crimmitschau geboren, war es Sonnfried Streicher möglich, nach einer Lehre als Werkzeugmacher, in Zwickau das Abitur abzulegen. Von 1950 bis 1954 studierte er in Leipzig Biologie. Dort arbeitete Streicher als studentische Hilfskraft und dann ging alles Schlag auf Schlag. Ein Angebot des Leipziger Naturkundemuseums nahm er an und wurde mit nur 25 Jahren Kustos und stellvertretender Museumsdirektor. Nebenbei war er Biologie-Dozent an der Fachschule für Heimatmuseen in Köthen. 1956 kam der junge Biologe nach Stralsund. Nach dem Tode von Otto Dibbelt (1881–1956), Begründer und erster Direktor des Naturmuseums Stralsund, übernahm Streicher zum 1. Juli 1956 dessen Position. Diese Personalie erwies sich als Glücksfall in mehrfacher Hinsicht, denn das Museum sollte komplett umgestaltet werden. Im Zuge dieser Profilierung konnte Streicher seine eigenen Vorstellungen von einem naturkundlichen Museum umsetzen. Dies funktionierte aber nur „mit meiner Mannschaft“, wie Streicher betonte. 1965 wurden die ersten meeresbiologischen Ausstellungen in Stralsund eröffnet, ein Jahr später erhielt das Haus die offizielle Bezeichnung „Meereskundliches Museum Stralsund“, ab 1974 hieß es „Museum für Meereskunde und Fischerei der DDR“. Gemäß der Aufgabenstellung, den Lebensraum Meer und seine Erforschung und Nutzung durch den Menschen zu dokumentieren und darzustellen, wurde ab 1969 die Sammlung entsprechender Geräte, Schiffsmodelle etc. forciert und erste Ausstellungsbereiche zur Meeresforschung aufgebaut.

Streicher nahm an zahlreichen Forschungs- und Sammelreisen des Museums teil. So zum Beispiel an den beiden Expeditionen ins Rote Meer 1976 und 1979, durch die zahlreiche Objekte, vor allem Korallen, ins Stralsunder Museum gelangten. 1986 promovierte Sonnfried Streicher an der Humboldt-Universität Berlin auf dem Gebiet der Museologie naturwissenschaftlicher Museen in der DDR.

Streicher und seine Mannschaft arbeiteten ständig daran, das Museum weiterzuentwickeln. Diese Bemühungen führten schließlich dazu, dass das Meereskundemuseum in den 1980er Jahren zum meistbesuchten Museum der Republik bzw. nach 1990 in Norddeutschland wurde. Auch die erfolgreiche Überführung des bis dato städtischen Museums in die „Stiftung Deutsches Meeresmuseum“ konnte Streicher zu seinen Verdiensten zählen. Streicher setzte sich als Naturschutzbeauftragter im Bezirk Rostock aktiv für den Natur- und Umweltschutz ein. Von 1955 bis 1990 war er mit kurzen Unterbrechungen Vorsitzender der Fachgruppe bzw. der Sektion naturwissenschaftlicher Museen und zudem Mitglied im Rat für Museumswesen der DDR. Er leitete die Fachgruppe zur Profilierung der naturwissenschaftlichen Museen.

Sonnfried Streicher leitete das Deutsche Meeresmuseum 40 Jahre lang. Sein Nachfolger wurde 1995 Dr. Harald Benke. Auch nach seiner Pensionierung blieb Sonnfried Streicher „seinem“ Meeresmuseum verbunden und auch bei den Planungen für das 2008 eröffnete Ozeaneum war sein Rat gefragt. Von 1993 bis 2017 fungierte Streicher als Redakteur und Herausgeber des auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Meereskunde (DGM) ins Leben gerufenen Historisch-Meereskundlichen Jahrbuchs, sodass unter seiner Redaktion 22 Bände dieser auch international anerkannten Publikationsreihe erschienen. Sonnfried Streicher war 1991 Mitbegründer des Vereins der Freunde und Förderer des Meeresmuseums, später der Förderverein Deutsches Meeresmuseum e. V. und wurde 1996 zum Ehrenmitglied des Fördervereins ernannt.

Das Direktorium und das Kollegium des Deutschen Meeresmuseums werden Sonnfried Streicher als Gründer und langjährigen Direktor ein ehrendes Andenken bewahren.

 

Nachruf von Dr. Peter Danker-Carstensen

 

Erinnerungen an Sonnfried Streicher: