Hearing in Penguins – Expedition in die Antarktis

Pinguine müssen in der Antarktis gut angepasst sein, um extrem laute Umweltgeräusche wie zum Beispiel Gletscherkalbungen unter Wasser, aber auch leise Geräusche wie weit entfernte Laute von Fressfeinden schnell und sicher zu erkennen. In der Antarktis sollen nun Daten erhoben werden.

Im Forschungsprojekt „Hearing in Penguins“ wird das Hörverständnis von Pinguinen untersucht. Dazu werden im OZEANEUM Stralsund, dem Zoo Odense in Dänemark und dem Marine Science Center in Rostock Pinguine trainiert.
Wie bei einem Hörtest lernen die Tiere anzuzeigen, wann sie ein Tonsignal an Land gehört haben und werden dafür mit Futterfischen belohnt. Im Anschluss erledigen sie diese Aufgabe auch tauchend unter Wasser.

Die Studie „Hearing in Penguins“ wird vom Umweltbundesamt mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.


Rückkehr in die Antarktis – 2019

2019 ging es für Dr. Michaël Beaulieu erneut in die Antarktis. Etwa drei Monate dauerte sein Aufenthalt in der Forschungsstation Dumont d´Urville (Adélieland) im Osten der Antarktis. Dort untersuchte er, wie die Kommunikation den Bruterfolg von Adéliepinguinen beeinflussen kann.

Seine Kollegin und Projektmitarbeiterin Helen Rößler war im Dezember ebenfalls in der Antarktis. Im Westen, auf der anderen Seite des Kontinents, beobachtete sie verschiedene Pinguinarten und erforschte die Kommunikation der Pinguine in verschiedenen Kolonien. Ihre Auswertungen ergänzen die Ergebnisse der Expedition Beaulieus 2018.

Expeditionsberichte von Helen Rößler

Expeditionsberichte von Dr. Michaël Beaulieu

Seit mehr als zwei arbeitsintensiven Wochen ist Dr. Michaël Beaulieu in der Antarktis. In Vorbereitung auf die anstehende Brutzeit der Adélie-Pinguine konnte er bisher mehr als 100 Paare identifizieren.

„Meine Reise führte mich zunächst nach Hobart in Tasmanien, bevor ich einen Flug zur italienischen Station Mario Zuccheli nahm. Am nächsten Tag ging es für mich weiter über den weißen Kontinent zur französischen Polarstation Dumont d'Urville. 

Mittlerweile haben fast alle Weibchen ihre beiden Eier gelegt und sind zu ihrer ersten Nahrungssuche auf See aufgebrochen. Um das Futterverhalten der weiblichen Tiere verfolgen zu können, wurden diese dafür mit Aufnahme- und GPS-Geräten ausgestattet.
Die Einstellungen der Mikrofone, mit denen ich die Töne aufnehmen möchte, werde ich noch anpassen. Die Intensität der Geräusche war stark, denn Adélie-Pinguine sind sehr laut.
In ein paar Tagen werde ich mit den Aufnahmen von Gesängen beginnen, kurz bevor die Weibchen von ihrer ersten Nahrungssuche und für den Rest der Brutzeit zurückkehren.“

Seit Beginn des antarktischen Sommers konnte Dr. Michaël Beaulieu mehr als 100 Paare von Adélie-Pinguinen beobachten, um ihre Fortpflanzungsabfolge (Phänologie) zu untersuchen. Zu dieser gehören Balz, Eiablage, Inkubation, Schlüpfen, Bewachungsstadium und Creching. Beim Creching finden sich Küken in kleinen Gruppen zusammen, um warm zu bleiben.

„Unter all den Nestern habe ich einige ausgewählt, bei denen ich die akustische Umgebung kontinuierlich mit Mikrofonen aufzeichne. Die antarktischen Stürme verlangen diesen Mikrofonen einiges ab. Sie sind aber sehr robust und haben in der letzten Woche Stürme bis 180 km/h überstanden.

Das Ende der Inkubationszeit nähert sich und die ersten Küken sollten sehr bald schlüpfen.

Der Sturm der letzten Woche hat den größten Teil des Meereises um die Station herum gebrochen. Die ersten Kaiserpinguin-Küken können daher nun problemlos das Meer zum Schwimmen erreichen. Auch das australische Schiff „Aurora Australis“ hat letzte Woche die Station erreicht, um neue Bewohner für die Station zu bringen und andere nach Australien zu bringen. Die Zusammensetzung hat sich mittlerweile komplett verändert und erinnert mich daran, dass auch ich in ein paar Wochen abreisen werde.“

Raue Wetterbedingungen verlängern den Aufenthalt von Dr. Michaël Beaulieu in der Antarktis:

„Das Schiff zwischen Hobart und der Antarktis hat Verspätung. Dadurch bleibe ich noch länger auf der französischen Forschungsstation Dumont d'Urville und werde erst Anfang Februar nach Stralsund zurückkehren.

Die Situation vor Ort hat sich über Silvester geändert. Starke Stürme haben das Eis um die Station aufgebrochen. Für die Eltern der Adélie-Küken ist das sehr praktisch, denn der Weg zum Wasser und damit zur Nahrung wird kürzer.
Der Nachwuchs wird immer größer und mit jedem Tag auch unabhängiger. Wenn die Eltern weg sind, bilden die Küken Gruppen, um sich gegenseitig warm zu halten. Diese werden „Creche“ genannt.“


Rückblick: Reise in die Antarktis – 2018

Im Rahmen des Projektes „Hearing in Penguins“ reiste Dr. Michaël Beaulieu 2018 in die Antarktis, um das Hörverstehen der Pinguine in der Natur zu untersuchen und eine Art Geräusche-Inventar ihres natürlichen Lebensraumes zu erstellen. Knapp vier Wochen verbrachte er auf der Antarktischen Halbinsel und sammelte Informationen zu drei Pinguin-Arten, war in acht Kolonien unterwegs und zeichnete über 500 Minuten an Geräuschen auf.

Am 12. Dezember startet Dr. Michaël Beaulieu, Projektkoordinator im Forschungsprojekt „Hearing in Penguins“, seine Reise in die Antarktis. Von Deutschland aus geht es über Ushuaia auf die Antarktische Halbinsel. Für das Forschungsprojekt sammelt er in der Natur der Antarktis Daten zum Hörverstehen von Pinguinen.

Für eine solche Reise bedarf es einer umfangreichen Vorbereitung. Mit dem Flugzeug geht es für den Wissenschaftler nach Ushuaia. Dort beginnt seine Erkundungstour am 16. Dezember mit Quixote Expeditions auf dem Forschungssegelschiff Ocean Tramp. Zu seiner Ausstattung gehören Mikrofone, ein Hydrofon, Kameras und weitere technische Utensilien, die für die Aufnahmen an Land und unter Wasser genutzt werden. Der Platz an Bord des Schiffes ist sehr begrenzt, daher können nur kleine Geräte mitgenommen werden. Zum Glück reist er im antarktischen Sommermonat bei verhältnismäßig warmen Temperaturen von -5 bis +5°C.

Seit dem 14. Dezember ist Dr. Michaël Beaulieu nun in Ushuaia und bereitet sich auf seinen Start in die Antarktis vor:

„Ich bin nun  seit zwei Tagen in Ushuaia. Es ist eine sehr schöne Stadt, auch wenn hier sehr viele Touristen sind.
Heute morgen bin ich zum Schiff, der „Ocean Tramp“, und habe mir angeschaut, wie ich die nächsten Wochen leben werde. Wie auf den Bildern zu erkennen ist, ist der Platz wirklich sehr begrenzt. Trotzdem ist das Schiff sehr gut ausgestattet und bietet ausreichend Platz für alle Mitreisenden.
Ich reise mit sehr netten Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen. Sie kommen aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Israel und der USA.
Bis zum Start auf die Antarktische Halbinsel müssen wir uns noch ein wenig gedulden – der Wind muss etwas nachlassen, bis wir in See stechen können. Wir hoffen, dass die Expedition morgen starten kann.

Viele Grüße aus Ushuaia!“

Nach vier Tagen auf See und vier Tagen Seekrankheit erreichte Dr. Michaël Beaulieu nun die Antarktis: 

„Am Morgen des 22. Dezembers erreichten wir in einer nebligen und mysteriösen Atmosphäre das Archipel der Melchior-Inseln. Jeder an Bord ist sehr erleichtert, hier zu sein. Ein Zügelpinguin erwartete uns bereits auf einem kleinen Felsen, an dem wir sehr nahe vorbei gefahren sind. Bisher ist es der einzige Pinguin, den wir gesehen haben. Zu einem Großteil leben in dieser Region Krabbenfresser- und Weddellrobben, Antipodenseeschwalben, Krähenscharben sowie Dominikanermöwen.

Ich habe versucht ein paar Untersuchungen unter Wasser mit meinem Hydrophon zu machen, während wir mit dem Zodiac (Schlauchboot) unterwegs waren. Im Flachwasser, welches die Melchior-Inseln umgibt, sind keine Geräusche zu hören. Diese Region ist immer noch ein sehr ruhiger Platz für die Tiere, die hier leben, obwohl noch zwei weitere Segelschiffe hier ankerten.

Heute werden wir weiter nach Port Lockroy, wo wir die erste Kolonie von Eselspinguinen sehen sollten.

Viele Grüße nach Deutschland und frohe Weihnachten!“

Nachdem Dr. Michaël Beaulieu Weihnachten an Board der Ocean Tramp feierte, reist er nun von Ort zu Ort entlang der geschützten Ostküste der Anvers-Insel:

„Vor zwei Tagen haben wir versucht, über den 65. Breitengrad Süd hinaus zu kommen. Die Passage war aber leider mit Eis bedeckt, daher sind wir in den Norden zurückgekehrt. 
Mit der Hilfe der anderen Passagiere habe ich, in der Nähe von Cuverville Island, Brown Base und Port Lockroy, begonnen die Vokalisierung der Pinguine aufzunehmen. Momentan habe ich vor allem Aufnahmen von Eselspinguinen aber auch einigen Zügelpinguinen, die in derselben Kolonie wie die Eselspinguine brüteten.Außerdem möchte ich ein paar Messungen in einer Kolonie von Adeliepinguinen durchführen. Die Eselspinguine fangen nun an ihre Küken zu bekommen, auch wenn die meisten noch brüten. 

Neben den Pinguinen haben wir auch Buckelwale gesehen, wenn auch nur sehr kurz, und Seelöwen auf dem Eis entdeckt. Orcas konnten wir bisher noch nicht sehen.

Darüber hinaus haben wir die Antarktische Station des Britischen Erbes in Port Lockroy besucht. Dort konnten wir nachvollziehen, unter welchen Bedingungen die Briten vor 60 Jahren überwintert haben. 

Nun segeln wir im Norden zwischen der Anvers-Insel und der Wiencke-Insel.“

Ein gesundes neues Jahr von Dr. Michaël Beaulieu aus der Antarktis!

„Ende des Jahres 2018 war ich sehr beschäftigt mit den Aufnahmen der Pinguine. Ich konnte die Vokalisierung von Eselspinguinen an sechs verschiedenen Orten entlang der Antarktischen Halbinsel aufzeichnen. Außerdem konnte ich die Vokalisierung der Zügel- und Adelie-Pinguine an zwei unterschiedlichen Standorten messen.

Stimme und Verhalten dieser drei Arten sind erstaunlich unterschiedlich. Die Eselspingune sind entspannt und melodiös, während die Zügelpinguine aggressiver und mit einer metallischen Stimme singen. Die Aufnahmen der Adelie-Pinguine lassen sich zwischen diesen beiden einordnen. Außerdem ist es unglaublich, wie diese drei Arten sich dieselbe Insel zum Brüten teilen. Zusammen bilden sie ein Orchester, das ein lautes und mehr oder weniger harmonisches Konzert spielt.

Nach einigen erfolglosen Versuchen, habe ich es auch endlich geschafft die Stimme von singenden Buckelwalen aufzunehmen, als sie um das Boot geschwommen sind. Das war ein atemberaubender Moment, den ich mit den Passagieren der Ocean Tramp teilen konnte. Wir konnten zudem einige Orcas sehen – der Moment war aber zu kurz, um die Vokalisierung aufzuzeichnen.

Gestern hatten wir die Gelegenheit die sehr gastfreundliche chilenische Station O'Higgins zu besuchen, bevor wir Silvester an Bord der Ocean Tramp feierten.

Nun verlassen wir den weißen Kontinent und kreuzen die Brainsfieldstraße, bevor wir morgen die südlichen Shetland-Inseln erreichen.“

„Wir haben die Südlichen Shetland-Inseln erreicht, nachdem wir ein sehr ruhiges Meer passiert haben.
Die Landschaft geht hier mehr und mehr ins Sub-Antarktische über – immer mehr Steine, die von Eis umgeben sind, kommen zum Vorschein. Außerdem sind vermehrt farbenfrohe Moose und Flechten zu entdecken. Auch Pinguine sind immernoch zu sehen und so konnte ich auch hier wieder Vokalisierungen in verschiedenen Kolonien aufnehmen.

Nach einem Tag in Yankee Harbour und einer Nacht in der Nähe der Halbmondinsel sind wir der Südküste der Südlichen Shetland-Inseln gefolgt zur Maxwell Bay. Von dort aus sollten wir am nächsten Morgen zurück nach Südamerika fliegen. Aufgrund mangelnder Sicht durch einen dichten Nebel konnte das Flugzeug nicht pünktlich landen. So ist die Antarktis eben: unvorhersehbar. Nachdem wir den ganzen Morgen und zwei Stunden draußen in einer kühlen Atmosphäre gewartet haben, wurde das Wetter endlich besser und das Flugzeug konnte landen.
Es war an der Zeit sich zu verabschieden bei der Ocean Tramp und ihrer Crew und einigen Zügel- und Adelie-Pinguinen, die vor Ort waren.

Der Flug zwischen Maxwell Bay und Punta Arenas war überraschend kurz (ca. 2 Stunden) im Vergleich zu den vier Tagen, die wir von Ushuaia in die Antarktis auf dem Boot verbracht haben. Vom Flugzeug aus konnte ich die rauen Wellen sehen und war sehr froh, zu der zivilisierten Welt zurückzufliegen und nicht zu segeln.

Nun werde ich noch ein paar Tage in Punta Arenas bleiben, bevor ich nach Deutschland fliege. Aber ich habe das Projekt mit den Pinguinen noch nicht ganz abgeschlossen: Morgen besuche ich eine Kolonie mit Magellan-Pinguinen auf der Magdalena-Insel, nicht weit von Punta Arenas.

Bis bald in Deutschland!“

Seit seiner Rückkehr aus der Antarktis ist Dr. Michaël Beaulieu nun damit beschäftigt, die gesammelten Daten aber auch Eindrücke zu verarbeiten:

„In den knapp vier Wochen in der Antarktis habe ich neue interessante Menschen kennengelernt, viele Umweltgeräusche aufgenommen und die Antarktische Halbinsel erkundet.
Informationen zu drei Pinguin-Arten habe ich gesammelt, war in acht Kolonien unterwegs und habe über 500 Minuten an Geräuschen aufgezeichnet.

Ich bin sehr zufrieden, dass es gelungen ist, so viele Daten in so kurzer Zeit zu erheben. Außerdem bin ich immer noch überwältigt von der Vielfalt der Fauna und der Landschaft, die ich vorgefunden habe.
Am meisten beeindruckt haben mich die riesigen Gletscher zwischen den steilen Bergen, die von dort aus ins Meer übergehen.

Ich freue mich schon auf meine Rückkehr in die Antarktis im kommenden November.“